Nicht-Zwei ist Frieden

Wie alle Menschen gemeinsam eine neue globale Ordnung auf kooperativer Grundlage schaffen können

Anthroposphäre
(Der natürliche Bereich, für den die Menschen die Verantwortung tragen)

Ein erstes Wort über die einheitliche globale Ökologie auf der Basis einer neuen Form menschlicher Zivilisation

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Meine Darstellung in Nicht-Zwei ist Frieden richtet sich an die gesamte Menschheit, denn sie lebt heute in einer völlig veränderten Situation, die noch nicht in vollem Maße anerkannt und verstanden wird. Die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen Bereiche der menschlichen Sphäre sind alle von einem »überholten Fundamentalismus« geprägt und stellen eine Art »Retro-Welt« dar. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Katastrophe unvermeidlich, denn die Menschheit hat sich noch nicht auf die aktuelle Situation eingestellt. Die jetzige Situation zeichnet sich dadurch aus, dass die immer-schon-bestehende Einheit der Menschheit heute offensichtlich ist, aber die Menschen nicht danach handeln. Sie hissen vielmehr weiter die alten »Fahnen« und sind darauf aus zu »siegen«.

Als die Menschen noch geografisch isoliert voneinander in Stammesgruppen lebten, die wenig direkten Kontakt miteinander hatten, konnten Nationalstaaten und von »Tribalismus« geprägte religiöse, soziale, wirtschaftliche und politische Mächte im jeweils eigenen Bereich einen gewissen positiven Einfluss ausüben. Dies ist jedoch nicht länger der Fall. »Tribalismus« führt jetzt zu Katastrophen.

Nationalstaaten sind in einer bestimmten Phase des chaotisch ablaufenden historischen Entwicklungsprozesses entstanden, als die Menschheit noch nicht global vernetzt war. Damals stellte die Erde als natürliche Sphäre den einzigen universellen »Rahmen« der Vernetzung dar. Die Erde konnte ungehindert ihre natürlichen Prozesse durchlaufen, aber je enger die Menschen miteinander in Kontakt kamen, desto mehr störten sie diese natürlichen Vorgänge. Vieles, was die Erde jetzt belastet, ist die unmittelbare Folge menschlicher Eingriffe. In früheren Zeiten haben die Menschen weitaus weniger störend eingegriffen, sodass der Erdprozess das Leben auf der Erde in einer gewissen Ordnung (oder Einheit) zusammenhalten konnte. Dieser Prozess ist jetzt – wie das Leben überhaupt – global gestört, und die Erde kann diese Funktion nicht mehr ausüben.

Die Menschen stehen jetzt weltweit in engem Kontakt miteinander. Aber die verschiedenen »Stammesgruppierungen«, aus denen die Nationalstaaten hervorgingen, stehen sich nach wie vor in Konkurrenz gegenüber. Die Menschen brauchen daher eine neue Methode, um eine Ordnung herzustellen, die ihrer engen Vernetzung Rechnung trägt. Diese enge Vernetzung birgt große Chancen in sich – aber nur, wenn die Menschen sich kooperativ und tolerant verhalten und ihre Tendenz zur Dominanz und Ausgrenzung aufgeben.

Ein richtig funktionierendes, alle umfassendes Globales Kooperatives Forum, das von der Arbeitshypothese der immer-schon-­bestehenden Einheit der ganzen Menschheit ausgeht, wird das enge Zusammenleben der Menschheit zu einer positiven Voraussetzung für politische und soziale Ordnung machen. Ohne dieses Globale Kooperative Forum wird es immer nur weitere »Stammeskriege« und globale Katastrophen geben – nicht nur für die Menschen, sondern für die ganze Natur und die Ordnung des Erdprozesses. Tatsächlich ist dieses Chaos schon voll im Gang.

Deshalb muss eine neue Form von Politik und Gesellschaft entstehen, die berücksichtigt, dass die Menschen jetzt in direktem Kontakt miteinander stehen. Alle sind mit allen verbunden, aber diese allseitige Verbundenheit tendiert dazu, sich negativ auszuwirken. Die Menschen sind in Konflikte verwickelt (die sie selbst absichtlich schüren). Sie streben nach Dominanz und Expansion.

Eine neue Methode ist erforderlich, die auf der Vernetzung aller Menschen beruht und auf dieser Basis der natürlichen Ordnung dient (und eine positive Teilnahme an ihr gewährleistet). Nur so lässt sich die verhängnisvolle Ausbeutung der Erde beenden. Die Menschheit muss als Einheit handeln und die Verantwortung für die weltweite politische, soziale, wirtschaftliche und natürliche Ordnung übernehmen.

Nationalstaaten sind einfach wie »Bezirke« in dieser Gesamtheit und sollten vorbehaltlos kooperieren. Nationalstaaten haben sich durch historische Wechselfälle etabliert, als die Menschen noch nicht so eng miteinander verbunden waren. Diese Staaten sind heute überall auf der Welt in Machtspiele verwickelt. Sie sollten jedoch nicht einfach ignoriert werden, sondern müssen im Rahmen einer umfassenden globalen Ordnung der Menschheit eine verantwortliche Rolle spielen.

Die richtige und wahre globale kooperative Ordnung, die es jetzt braucht, ist nicht totalitär. Eine totalitäre Ordnung wäre keine positive Lösung. Sie ist aber genau das, was entstehen kann, wenn der weltweiten Tendenz zum Konflikt nicht Einhalt geboten wird und alle Verantwortlichen weiter unter dem Deckmantel von Natio­nalstaaten agieren.

Tatsächlich hat sich die Situation der Menschheit in den letzten Jahrhunderten und besonders im 20. Jahrhundert entscheidend verändert. Die Menschheit ist schon umfassend vernetzt, alle sind schon mit allen in Kontakt. Die Erde muss daher eine Sphäre von »immer-schon-vereinten« Nationen werden. Das Globale Kooperative Forum muss von den Prinzipien der immer-schon-bestehenden Einheit der Menschheit und der Erde ausgehen. Dies ist absolut notwendig, denn die gegenwärtige Unordnung und Bedrohung der Menschheit und der Erde ist eine Folge davon, dass die globale Vernetzung und der direkte Kontakt aller Menschen ignoriert wird. Dieser enge Kontakt geht einher mit zahllosen Konflikten zwischen den verschiedenen Ideologien, Kulturen und Religionen.

Aufgrund der Veränderung der menschlichen Situation ist eine völlig neue und andere politische und ökologische Ordnung nötig. Dies ist eine völlig neue Lage, die erst in jüngster Zeit entstanden ist, vor allem im 20. Jahrhundert (und besonders in seinen letzten Jahrzehnten) und sie besteht auch jetzt, im 21. Jahrhundert.

Das Festhalten an alten Denk- und Verhaltensweisen ist die Ursache der heutigen »Nachbarschaftskriege«. Die Menschen verhalten sich, als wenn es möglich wäre, einfach so weiterzumachen wie bisher, und als wenn diese alte Politik sich irgendwie auszahlen könnte. Aber das trifft nicht zu. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion, Nation oder Rasse hat in der jetzigen Situation, in der alle mit allen in Kontakt stehen, keine Relevanz mehr.

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Die Menschheit muss aufwachen. Sie ist jetzt eins – und es gibt wirklich nur ein »Boot«. Alle stehen miteinander in Kontakt – und die chaotischen Folgen gegensätzlicher und getrennter (und insgesamt egoischer) Aktivitäten der Menschen zerstören die natürliche Ordnung, auf die alle sich bis vor 200 Jahren verlassen konnten, bevor die Menschen die natürliche Ordnung der Erde gravierend zu verändern begannen.

Heute herrscht das Ego. Aber das Ego hat immer geherrscht. Die Situation hat sich jedoch insofern grundlegend geändert, als das Ego jetzt die Macht besitzt, nicht nur die ganze Menschheit zu zerstören, sondern auch die natürliche Ordnung der Erde.

Zu glauben, eine getrennte absolute Gottheit sei für das jetzige Chaos und Leid der Menschheit und der Erde verantwortlich, ist pure Ignoranz. Die Menschen selbst haben störend eingegriffen. Wie auch immer die Erdwelt entstanden ist, die Einmischung der Menschen wirkt sich mittlerweile auf alle Bereiche der Natur aus. Daher reicht es nicht, sich lediglich an eine elterliche »Gottheit« um Hilfe zu wenden. Das Vollkommen egolose Absolute, das die Wirklichkeit an sich ist, »Erwartet« (oder »Erfordert« prinzipiell) von der Menschheit, dass sie grundlegend anders zu handeln beginnt.

Die Menschen sind noch immer im »Stammesdenken« befangen, obwohl sie in Wirklichkeit global miteinander verbunden sind und alle »im selben Boot sitzen«. Diese überholte Einstellung schafft große Probleme in Politik und Umwelt. Die alte Form menschlicher Kultur, in der die Menschen wie in einzelnen Stämmen leben, die nichts weiter als ständig in Konflikt miteinander stehende kollektive Egos sind, muss enden.

Es ist nicht so, dass jetzt plötzlich alle möglichen Probleme in der Welt auftreten. Probleme hat es immer gegeben. Das Neue ist, dass die Welt sich in einem ganz anderen Zustand befindet als je zuvor. Die Menschheit – und alle Erdbewohner und die Erde selbst – befinden sich in einer neuen Situation. Die Menschheit ist ein einziges Ganzes, in dem alle miteinander vernetzt sind, und die ganze Menschheit muss diese neue Situation anerkennen und sich darauf einstellen.

Diese neue Situation erfordert eine grundlegende Transformation des menschlichen Bewusstseins und Handelns. Meine Darstellung in Nicht-Zwei ist Frieden ist daher nicht bloß eine Reaktion auf die gegenwärtigen Geschehnisse, über die in den Medien berichtet wird. Ich spreche von der völlig neuen Situation der Menschheit und der Erde, die einer neuen Politik, einer neuen globalen menschlichen Ordnung bedarf.

Die neue globale Ordnung muss auf Prinzipien beruhen, die die Gesamtheit der Menschheit und der Erde repräsentieren. Dies erfordert eine globale »Revolution«. Aber diese »Revolution« hat in ihrem Kern schon stattgefunden: Sie besteht darin, dass alle tatsächlich schon direkt miteinander in Kontakt gekommen sind und dass diese Gesamtheit aller bereits ihre Auswirkung auf die Erde hat. Es ist daher von größter Dringlichkeit, dass die Menschen aufwachen und sehen, was geschehen ist, und die notwendigen Änderungen vornehmen.

Die massiven politischen und ökologischen Probleme, die jetzt überall auf der Erde auftreten, sind die Folge menschlicher Unbewusstheit, die völlig von Gewohnheiten bestimmt wird. Die Menschen machen einfach mechanisch weiter. Sie folgen immer noch alten Denk- und Verhaltensweisen, die früher – bis zu einem gewissen Punkt – von Nutzen waren, es heute aber nicht mehr sind. Ein neues Bewusstsein und Handlungsprinzip ist erforderlich, das auf der Einsicht basiert, dass die Welt, in der alle leben, eine unteilbare Einheit darstellt. Diese Einsicht allein reicht aber nicht aus. Alle müssen auch verstehen, dass sie kooperieren und sich im Handeln an der Tatsache ausrichten müssen, dass die Erde ein einziges System und auch die Menschheit ein einziges Ganzes ist. Sie dürfen sich nicht dazu zwingen lassen, unter einer einzigen tota­litären Macht zu leben, sondern müssen alle kooperativ zusammen auf der Erde leben und sich an globalen Prinzipien orientieren, die positiv, richtig und wahr sind.

Nicht-Zwei ist Frieden handelt von der neuen Methode, die auf die schon bestehende neue globale Situation anzuwenden ist. Ich spreche von einer Situation, die aus der Unbewusstheit der Menschen resultiert, die versuchen, weiterhin mechanisch auf der Basis der überholten Methoden und Gewohnheiten der Vergangenheit vorzugehen. Wenn sie trotzdem in der jetzigen Situation angewendet werden, erzeugen sie Chaos und Leid unter den Menschen und Chaos in der Natur.

Die täglichen »Nachrichten« beweisen ständig aufs Neue, dass die Menschen in allen Bereichen in einer Weise handeln, die letztlich zu nichts führt. Die gesamte Menschheit muss wirklich und auf die richtige Art und Weise globalisiert werden. Regeln müssen aufgestellt werden, die dem Wohlergehen der ganzen Menschheit dienen und die dafür sorgen, dass das Leben auf der Erde naturgemäß funktio­nieren kann. Eine andere Art der Beziehung unter den Menschen ist daher vonnöten, die nicht auf »Stammeszugehörigkeiten« und Spaltungen basiert, sondern auf der Annahme der immer-schon-bestehenden Einheit.